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Blaise Pascal Pensees Douglas Groothuis Pascals Wette

Blaise Pascal (1623–1662)

Blaise Pascal war vieles – ein theologischer Polemiker, ein hervorragender französischer Stilist, ein Erfinder, ein Wissenschaftler und ein Mathematiker. Am bekanntesten ist er jedoch als Philosoph des Herzens. »Das Herz hat seine Gründe, von denen die Vernunft nichts weiß; wir erkennen dies auf unzählige Weisen«, schrieb er in Pensées (oder Gedanken, 1670), seinem unvollendeten Werk, das das Christentum Skeptikern nahebringen sollte. Aufgrund dieser und anderer Verweise auf das Herz betrachten viele Pascal als frühen religiösen Existenzialisten, der – ähnlich wie Kierkegaard – die Vernunft geringschätzte und einen emotionalen Glaubenssprung bevorzugte. Nach dieser Sichtweise könne man nur auf Gottes Existenz wetten, um des möglichen Gewinns willen, den der Glaube einbrächte, falls Gott tatsächlich existierte. Diese verbreitete Darstellung ist jedoch vereinfachend. Die Wahrheit ist weitaus faszinierender.

Pascal war wohl der bedeutendste Denker seiner Epoche – trotz seiner schwachen Konstitution und chronischer Schmerzen. Seine außergewöhnlichen mathematischen und wissenschaftlichen Fähigkeiten waren so beeindruckend, dass sie sogar den Neid des älteren, angesehenen Philosophen René Descartes weckten. Mit seiner wissenschaftlichen Forschung widerlegte Pascal die damals vorherrschende Meinung und bewies, dass ein Vakuum in der Natur möglich ist. Er erfand die erste funktionsfähige Rechenmaschine zur Unterstützung seines Vaters bei der Steuererhebung und entwickelte das erste öffentliche Verkehrssystem, um den Armen in Paris zu helfen.

Pascal erforschte dieses kosmische Staunen, indem er die Natur des Staunenden selbst untersuchte. »Was für ein Sonderling ist doch der Mensch! Wie neuartig, wie ungeheuerlich, wie chaotisch, wie paradox, wie erstaunlich!« Diese Polarität im Herzen der Menschheit – oder »Größe und Elend« – widersetzt sich einfachen Erklärungen und erschüttert uns in unserem Innersten. Menschen sind weder Engel noch Bestien, weder vollkommen lobenswert noch gänzlich verwerflich. Sie bleiben sich selbst ein Rätsel.

Da Pascal in der menschlichen Philosophie keinen Trost fand, wandte er sich der biblischen Offenbarung zu, um das Rätsel zu lösen. Wir sind großartig – kraft unseres Ursprungs als Gottes Geschöpfe, nach seinem Ebenbild geschaffen; wir sind elend aufgrund der Erbsünde. Pascal war überzeugt, dass sich die Beweise für beide Aussagen reichlich zeigten, sobald man sie ernsthaft betrachtete.

Pascal präsentiert dies als Argument für das Christentum, erkannte aber die Grenzen der menschlichen Vernunft ohne göttlichen Beistand. Daher sucht er einen Mittelweg zwischen zwei Extremen: dem Christentum als perfekt logischem System ohne Geheimnisse und als völlig unergründlichem Mysterium. Dennoch gibt es »Gründe des Herzens« – erste Prinzipien, die wir intuitiv erfassen können. Diese umfassen mathematische Wahrheiten, den gesunden Menschenverstand und religiöse Überzeugungen.

Pascal erkannte, dass manche Skeptiker nicht durch Beweise oder rationale Argumente allein vom Christentum überzeugt werden könnten. In seinem berühmten Wettargument appellierte er daher an die ewigen Einsätze, die mit der Wahrheit oder Falschheit des Christentums – und dem damit verbundenen Glauben oder Unglauben – einhergehen. Die Wette ist kein Argument für Gottes Existenz (was der überzeugte Skeptiker ohnehin ablehnen würde), sondern behandelt Situationen, in denen man weitreichende Entscheidungen unter Ungewissheit treffen muss. Pascal fordert den Ungläubigen auf, trotz fehlender Beweise an Gott zu glauben – wegen des unendlichen Gewinns (des Himmels), der dem Glauben zuteilwird, falls das Christentum wahr ist. Wenn das Christentum falsch sein sollte, hätte der Gläubige wenig zu verlieren. Ist es jedoch wahr und man glaubt nicht, verliert man alles (den Himmel). Ein prägnantes Fragment außerhalb des längeren Wettarguments bringt es auf den Punkt: »Ich sollte viel mehr Angst davor haben, mich zu irren und dann festzustellen, dass das Christentum wahr ist, als mich darin zu irren, es für wahr zu halten.«

Deshalb empfiehlt Pascal dem Ungläubigen, religiöse Praktiken auszuüben, die zum Glauben und letztendlich zur Seligkeit führen können. Pascal sieht darin keine Gehirnwäsche – vielmehr eine Möglichkeit für den Skeptiker, echte Gewissheit zu erlangen. Auf diesem Weg kann er die »Gründe des Herzens« entdecken. Die Wette selbst versteht Pascal nicht als Kern des Glaubens, sondern als Wegbereiter zu einem tieferen Glauben.

Wegen des fragmentarischen Charakters der Pensées gehen die Interpretationen der Wette (und anderer Argumente) zwar auseinander, doch Pascals Leser erwartet in jedem Fall ein faszinierendes intellektuelles Abenteuer.

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Douglas Groothuis

Douglas R. Groothuis ist ein amerikanischer christlicher Philosoph, Apologet und Professor für Philosophie an der Cornerstone University. Er ist Autor zahlreicher Bücher, darunter Christian Apologetics – A Comprehensive Case For Biblical Faith und Beyond the Wager: The Christian Brilliance of Blaise Pascal.
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Douglas Groothuis

Douglas R. Groothuis ist ein amerikanischer christlicher Philosoph, Apologet und Professor für Philosophie an der Cornerstone University. Er ist Autor zahlreicher Bücher, darunter Christian Apologetics – A Comprehensive Case For Biblical Faith und Beyond the Wager: The Christian Brilliance of Blaise Pascal.